Herstellungsverfahren ätherischer Öle

 
Es gibt verschiedene Methoden, um ätherische Öle zu gewinnen. Die am häufigsten angewandte ist die Wasserdampfdestillation. Aber auch andere Methoden sind verbreitet. Hier erfahren Sie mehr über gebräuchliche Methoden wie Kaltpressung, Extraktion, CO2-Extraktion und Enfleurage.

  

Wasserdampfdestillation

Das Grundprinzip der Destillation ist einfach: Wasser wird verdampft und sofort wieder abgekühlt, also kondensiert. Allerdings braucht man bei der Gewinnung von ätherischen Ölen so viel Fingerspitzengefühl und auch Know-how um den richtigen Druck, um die passende Temperatur und um die Länge des ganzen Vorganges, dass man hier zu Recht von einer (handwerklichen) Kunst sprechen kann. 

In einem sich nach oben verjüngenden Behälter (Alambic) wird das Pflanzenmaterial auf ein Sieb platziert, unter dem sich siedendes (Brunnen-) Wasser befindet. Durch die Hitze und den entstehenden Druck reißt der Wasserdampf die winzigen Duftmoleküle mechanisch mit sich hoch (Huckepack-Verfahren). In einer Kühlschlange wird der aufgestiegene Dampf sofort abgekühlt, er kondensiert. Dieses Kondenswasser, Hydrolat genannt, gelangt zusammen mit dem ätherischen Öl, das sich durch seine geringe Dichte meistens an der Oberfläche abscheidet, in einen zweiten Behälter (Florentiner Vase), von wo beide mit auf entsprechender Höhe platzierten „Wasserhähnchen“ entnommen werden können. Es gibt allerdings auch ätherische Öle, die schwerer als Wasser sind also zu Boden sinken. Das „Wasserhähnchen“ befindet sich dann ziemlich weit unten an der Florentiner Vase.

Das ätherische Öl wird gefiltert und in Glasgehälter abgefüllt. Nun muss es noch einige Tage belüftet werden, d. h. ohne Verschluss lagern, und anschließend in einem kühlen, gut belüfteten Keller ruhen, damit es seine charakteristischen Dufteigenschaften entfalten kann.

Temperatur und Druck müssen beim Destillationsvorgang sehr sorgfältig überwacht werden, ein erfahrener Destillateur weiß um die Charakteristika bei der Verarbeitung der verschiednen Pflanzenarten. Allgemein lässt sich sagen, dass die Temperatur 100 Grad Celsius nicht übersteigen sollte, der Druck sollte nur leicht über dem atmosphärischen Druck sein. Die Destillationszeit erstreckt sich immer auf über eine Stunde, sie kann bis zu 100 Stunden dauern wie beim Sandelholz.

 

Kaltpressung

Dieses sehr schonende Verfahren wird ausschließlich zur Gewinnung von Agrumen-Ölen (Zitrusschalen-Öle)angewandt: von den Schalen der Zitrusfrüchte Orange, Bergamotte, Mandarine, Grapefruit, Zitrone, Limette (letztere wird manchmal auch destilliert). Diese „Abfälle“ aus der Saftproduktion sind sehr hitzeempfindlich und werden daher mechanisch ausgepresst. Durch Zerstörung der äußeren Schicht der Fruchtschale werden die winzigen Ölbehälter zum Platzen gebracht und der Duftstoff kann in Behältern gesammelt werden.

Dafür muss vor der Pressung das Fruchtfleisch und die weiße Haut sorgfältig entfernt werden, so dass nur noch die feine, in gut sichtbaren Kammern ätherisches Öl enthaltende Außenhaut übrig bleibt. Diese wird dann entweder frisch, manchmal auch in getrocknetem Zustand, einfach ausgepresst. Bei Spitzenqualitäten geschieht dies auch heute noch per Handpressung. Deshalb befindet sich in guten ätherischen Ölen oft ein wenig Bodensatz, bzw. eine leichte Fruchttrübe. Sie können dieses Verfahren für kleinste Mengen mit einer in jedem Haushalt vorhandenen, gut gereinigten Knoblauchpresse, leicht selbst ausprobieren. Achten Sie aber darauf nur ungespritzte, ungewachste und unlackierte Früchte zu verwenden.

 

Extraktion

Einige hochwertige ätherische Öle werden durch Extraktionen mit den verschiedensten Lösungsmitteln gewonnen. Die preiswerteste und leider am häufigsten angewendete Methode ist die Lösungsmittelextraktion mit synthetischem, flüssigem Hexan. Bei diesem Verfahren fließt in einem geschlossenen Vakuumsystem, ganz langsam Hexan über das auf perforierten Platten befindliche Pflanzenmaterial, wobei sich die ätherischen Öle herauslösen. Am Ende des Vorganges werden zwar in einer Vakuumdestillation ätherisches Öl und Hexan wieder voneinander getrennt. 5 bis 30 ppm (engl. parts per million = dt. Teile pro Million) des Lösungsmittels lassen sich jedoch nicht entfernen, das entspricht etwa einem Tropfen in einem mittelgroßen Swimmingpool. Die Anwendung dieser mit Hexan gelösten „Absolue-Öle“ in der Aromalampe oder im Mikrozerstäuber ist völlig problemlos. Die großen Vorteile der Qualität und Heilwirkung bei der äußeren Anwendung und in naturkosmetischen Zubereitungen sind in hohem Maße gegeben.

 

CO2 Extration

Seit kurzem erst werden auf dem Markt eine kleine Anzahl qualitativ hochwertigster, 100% reiner ätherischer Öle angeboten, die durch CO2-Extraktion gewonnen werden. Das zur Extraktion verwendete CO2 ist die in der Natur in großen Mengen vorkommende natürliche Quellenkohlensäure, ein Gas, das im Gesamtkreislauf der Naturvorgänge ein wesentlicher, unverzichtbarer Bestandteil ist und den jeder aus sprudelnden Mineralwässern und Limonaden kennt. Ist die Flasche geschlossen, steht das im Wasser vorhandene CO2 unter Druck und bleib dadurch flüssig. Öffnet man die Flasche, kann es sprudelnd aus dem Wasser entweichen. Lässt man die Flasche oder das Glas zu lange offen stehen, verfliegt die Kohlensäure nach kurzer Zeit. Diesen Vorgang hat man sich zu Nutze gemacht. Kohlensäure in einem geschlossenen System unter Druck gesetzt, verflüssigt sich wie andere Gase auch , Je nach Druck und der damit entstehenden Temperatur löst nun dieses flüssige CO2 die flüchtigen Inhalts- und Wirkstoffe aus den Heilpflanzen heraus. Temperaturen von maximal 40°C verhindern, dass dabei eine Denaturierung der empfindlichen Essenzen auftritt. Übrigens, eine Temperatur, die weit unter der, zur Destillation notwendigen liegt.

Hat die Kohlensäure schließlich ihre Schuldigkeit getan, verabschiedet sie sich unauffällig, ohne die geringste Spur von Rückständen im ätherischen Öl zu hinterlassen. Es gibt bei der Herstellung nicht einmal Abluft oder Abwasserprobleme. Das Ergebnis sind ätherische Öle von einer unglaublich guten, reinen Qualität.

 

Enfleurage

Zum Schuss beschreiben wir noch die älteste, traditionellste natürlichste, aber leider auch teuerste Methode der Gewinnung ätherischer Öle, die Enfleurage. Die Herstellung erfolgt in reiner Handarbeit, ist daher sehr zeitaufwendig und kostenintensiv, was die ätherischen Öle fast unbezahlbar macht. Bei der Enfleurage werden auf, mit gereinigtem Schweineschmalz oder Rinderfett bedeckte Glasplatten z. B. Blütenblätter gestreut. Diese Glasplatten werden dann zu großen Stapeln aufeinander gelegt. Das Fett nimmt mit der Zeit die Duft- und Wirkstoffe der Pflanze auf. Wenn die Blütenblätter verwelkt sind, werden sie entfernt und es kommen wieder frische darauf.

Dieser Vorgang wird so lange fortgesetzt, bis das Fett mit Duft- und Wirkstoffen gesättigt ist und nichts mehr aufnimmt. Das dauert, je nach Pflanzenart, bis zu drei Wochen. Danach wird das Fett von allen Unreinheiten gesäubert. Das nun entstanden Produkt wird Pomade genannt. Diese wird nun durch 24 Stunden dauerndes Schütteln in Alkohol gelöst. Dadurch löst sich das ätherische Öl vom Trägerfett und kann dann vorsichtig abgeschöpft werden. Eine Variation dieses Verfahrens wird mit auf Holzrahmen bespanntem olivenölgetränktem Baumwollmusselin praktiziert. 

Die so gewonnenen „Absolues“ sind sehr hoch konzentriert und mit sehr starker therapeutischer Kraft versehen. Man wendet sie deshalb sehr sparsam, in kleinen Mengen an. Ein Tropfen in der Wasserschale einer Aromalampe reichen vollkommen aus, um einen ganzen Raum mit feinem Duft zu erfüllen. Aber auch für die Anwendung in Naturkosmetika oder der Einnahme, sind diese ätherischen Öle hervorragend geeignet.